Verlierer im Grubenkampf

Cham, 26.03.17. Wenig meisterlich gaben sich die Wolnzacher Basketballer am Sonntag beim ASV Cham. Das verschlafene erste Viertel (18:27) legte den Grundstein für die spannende Partie, welche die Wolnzacher am Ende 84:85 abgeben mussten. Chams Spielplan ging hingegen voll auf, die Oberpfälzer holten einen überraschenden, wichtigen Sieg im Bayernliga-Abstiegskampf.

 Kapitän Lukas Kappelmeier (am Ball) versuchte alles (15 Punkte, 5 Rebunds, 3 Assists, 4 Steals), aber sein Team konnte insgesamt nicht überzeugen.

Kapitän Lukas Kappelmeier (am Ball) gelang gegen Cham eine hervorragende Allroundleistung (15 Punkte, 5 Rebunds, 3 Assists, 4 Steals).

Meisterschaft hin oder her, mit diesem Spiel konnte Coach Mike Urban nicht zufrieden sein. Eine Woche, nachdem seine Mannschaft gegen Nördlingen ebenjene Qualitäten demonstrierte, die einen Champion ausmachen, fehlte es in Cham an Fokus, Präzision und Gedankenschnelle. „Wenn man zu einem Grubenkampf antritt, kann man nicht mit so viel Fahrlässigkeit, Leichtsinn und somit indirekter Arroganz antreten. Das hat man im ersten Viertel sofort gesehen. Zu selten konnten wir unsere Vorteile inszenieren, unser Spiel war über zu weite Strecken mit immer wiederkehrenden kleinen Fehlern gespickt. Das war schon irgendwo eine Lektion für uns“, fand Urban. „Wir haben ein paar Leistungsträger aussetzen lassen, versucht, die Spielzeit gut zu verteilen, und mit U20-Spieler Iman Etedali und Johannes Wießnet Leuten eine Chance zum Wiederreinfinden zu geben. Trotzdem haben wir locker die Ressourcen für ein besseres Spiel und einen Sieg besessen. Wir haben am Freitag genau das trainiert, was wir am Sonntag nicht wirklich hinbekommen haben.“

Aufsteiger Cham zeigte auch ohne Topscorer Dominik Major (16,9 Punkte pro Spiel) gleich von Anfang an, was es für eine Art von Spiel werden würde. Gabriel Wiedermann gelang in der ersten Aktion ein Dreipunktespiel, als er David Eichmüller beim „Close-out“ (Annähern in der Defensivhaltung) schlecht aussehen ließ. Die heimischen Zuschauer feierten gleich die erste Aktion frenetisch, wenig später lagen die Hausherren 10:2 (3. Min.) und 16:6 (5. Min.) vorne, ohne dass die Wolnzacher großartig Gegenwehr gegen die Züge zum Korb, die oft in Pässen zu treffsicheren Dreierschützen endeten, gezeigt hätten. Erst durch Freiwürfe von Filip Schinhammer, ein Dreipunktespiel von Torben Degner sowie einen Korb von Wießnet wachten die Wolnzacher auf (13:17, 6. Min.). Ein paar unnötige Fouls und sechs ASV-Freiwürfe später war aber klar: nach so einem ersten Viertel (27:18) hatte der Abstiegsgladiator Blut geleckt! Anthony Gräber und Lukas Kappelmeier stemmten sich im zweiten Viertel (31:16) jedoch mächtig dagegen und führten die Gäste zum Ausgleich (39:39, 18. Min.). Die beste Wolnzacher Phase des Spiels krönte Wießnet mit einem Dunking, der die erste Wolnzacher Führung (41:39) nach ganzen 19 gespielten Minuten bedeutete; diesen Schwung nutzten die Hallertauer Korbjäger zu einer 49:43-Führung.

Ihre Führung verteidigten die Wolnzacher bis zu dem Zeitpunkt, als eine kurze Zeit eine Zonenverteidigung versucht wurde, um die kleine Aufstellung von Cham zu neutralisieren. Leider wurden die Close-outs in die Ecken zu wenig aggressiv gelaufen, drei Mal bestraften dies die Hausherren mit Dreipunktewürfen. Ein 8:0-Lauf zum 64:69 (29. Min.) ließ die Wolnzacher wieder einem Rückstand hinterherlaufen. In der 40. Minute gelang dann über einen Dreier von U20-Spieler Leonhard Biersack aber sogar wieder die Führung (84:83). Nach einer Auszeit bekam ausgerechnet Wiedemann den Ball, der mit einem schwierigen Sprungwurf gegen den Mann seine Punkte 29 und 30 per „All-net“ (Treffer ohne Ringberührung) einnetzte.

Nach einer Auszeit hatte Wolnzach noch ein paar Sekunden Zeit, um einen Wurf herauszuspielen. Ein Tip-in von Wießnet wurde von den Schiedsrichtern so gewertet, dass er beim Erklingen der Sirene die Hand noch nicht verlassen hatte und somit nicht zählte, am Ende eine fragwürdige, aber ohne Videounterstützung kaum besser analysierbare Entscheidung in einem Spiel, das ohnehin schon einige nicht sauber geklärte Situationen beinhaltete. So zum Beispiel hatten sich die Wolnzachern in den ersten drei Viertel satte 40 Freiwürfe gegen die größentechnisch weit unterlegenen Oberpfälzer erspielt, im letzten Viertel gestanden die Unparteiischen den Gästen aus der Hallertau hingegen keinen einzigen Freiwurf mehr zu.

Die Wolnzacher kehrern trotzdem lieber vor der eigenen Haustür. „Uns hat von Beginn an der Killerinstinkt gefehlt. Nach dem gesicherten Aufstieg fehlten uns möglicherweise die zehn Prozent Extramotivation“, fand Forward Alexander Jureczek. „Cham hat am Anfang sehr gut getroffen. Wir waren defensiv nicht diszipliniert und schnell genug. Das wurde in der zweiten Halbzeit besser, aber da hatten sie sich schon warmgeschossen.“

Am 1.4. (19.30 Uhr) bekommen die Wolnzacher beim letzten Saison- und Heimspiel gegen Tegernheim die Chance, es wieder besser zu machen.

TSV WOLNZACH: Biersack (12), Kappelmeier (15), Jureczek (2), Schinhammer (9), Etedali (1), Eichmüller (8), Moosmayr, Degner (7), Wießnet (8), Gräber (11), Fuchs T (4), Clipper (5).